Die Säpo, Schwedens Gegenspionagebehörde, steht erneut im Rampenlicht – und diesmal geht es um mehr als nur einen einzelnen Fehler. Alles begann mit der Festnahme eines ranghohen Diplomaten wegen Spionageverdachts. Wenige Tage später wurde er tot aufgefunden. Die Behörden bestreiten jegliches Fremdverschulden, doch die Geheimhaltung rund um die Operation, die Verhöre und den Todesfall wirft schwerwiegende Fragen auf.

Brutaler Einsatz, Verwirrung und Tod

Letzten Montag stürmten maskierte, bewaffnete Beamte in Zivilkleidung die Residenz des Diplomaten. Er und seine Partnerin wurden zu Boden geworfen und in Handschellen gelegt. Zeugen berichten von völliger Panik – der Diplomat glaubte zunächst, Opfer eines bewaffneten Raubüberfalls zu sein. Erst im unmarkierten Polizeifahrzeug erfuhr er, dass die Festnahme durch die Säpo erfolgte.

Am Mittwoch wurde er aus der Haft entlassen, stand jedoch weiterhin unter Verdacht. Am Freitag fand man ihn leblos in seiner Wohnung. Das Außenministerium bestätigte seinen Tod, verweigerte jedoch weitere Angaben. Die Polizei erklärte, es gäbe „keinen Hinweis auf Fremdeinwirkung“, während der Anwalt des Diplomaten darauf hinwies, sein Mandant habe sich über die Haftbedingungen beschwert und medizinische Hilfe in Anspruch genommen.

Verbindungen zu anderen Skandalen

SVT zufolge könnte dieser Fall mit früheren Pannen der Behörde zusammenhängen:

  • Der Tobias-Thynberg-Skandal: Der Sicherheitsberater des Ministerpräsidenten trat bereits nach zwölf Stunden zurück – ausgelöst durch kompromittierende Bilder auf einer Dating-App.

  • Der Henrik-Landerholm-Vorfall: Thynbergs Vorgänger schied nach mehreren Sicherheitsverstößen aus, darunter das ungesicherte Liegenlassen geheimer Dokumente.

Schwedische Medien zeichnen das Bild eines Dienstes ohne effektive Aufsicht, während die Säpo betont, sie habe korrekt nach Vorschrift gehandelt.

Weitere Enthüllungen zum verdeckten Machtmissbrauch

  1. Überwachung sozialer Medien: Die Säpo plante, Beiträge schwedischer Nutzer zu sammeln und zu analysieren, um Extremismus vorzubeugen – ohne klare gesetzliche Rahmenbedingungen oder parlamentarische Kontrolle.

  2. Geheime Marineaktion: Im Januar bestiegen schwedische Behörden (darunter die Säpo) ein maltesisch registriertes Frachtschiff vor Karlskrona, nachdem ein Unterseekabel beschädigt worden war. Die Operation fand ohne öffentlich bekanntgemächte Rechtsgrundlage statt.

  3. Abgeschottete Prüfberichte: Beschaffungs- und Vertragsunterlagen großer öffentlicher Projekte wurden mit Verweis auf „nationale Sicherheit“ vom Informationsfreiheitsgesetz ausgenommen.

Vertrauenskrise im Herzen der Demokratie

Diese Vorfälle offenbaren ein gemeinsames Muster: Mangelnde Transparenz, schwache externe Kontrollen und die Möglichkeit, zweifelhafte Operationen zu verschleiern. Unter Charlotte von Essens Führung steht die Säpo unter beispiellosem Druck, und das Parlament fordert nun stärkere Rechenschaftspflichten sowie eine umfassende Überprüfung der Arbeitsweisen der Behörde.

Schwedens größte Stärke war stets der Rechtsstaat und das Vertrauen der Bürger, dass staatliche Macht gerecht ausgeübt wird. Nun steht dieses Vertrauen auf dem Spiel – und solange Antworten ausbleiben, gerät das Fundament der Demokratie in Gefahr.